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Puppenland (2)

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Die nächsten Tage waren ein Liebesfest. Leonie und Tabbi schliefen zusammen, badeten zusammen, lasen aneinander gekuschelt auf einer Couch in der Halle, und wenn sie am Tisch aßen, saß Tabbi meist auf Leonies Schoß. Es gab kaum einen wachen Moment, der nicht Vorspiel, Spiel oder Nachspiel war, und die zahllosen Höhepunkte, zu denen sie sich brachten, schienen sie eher zu stärken als zu erschöpfen. Und ... ganz anders, als Leonie es mit Elsa erlebt hatte ... sie brannten dabei vor Zuneigung zueinander.

"Eine Sekunde, in der ich nicht in deine Augen schaue oder deinen Körper an meinem spüre, ist wie ein Jahr Einsamkeit!" schwärmte Tabbi. Und Leonie wunderte sich über sich selbst: "Wie konnte mir das je entgehen ... dass es so unglaublich schön ist, ein so zartes Girl im Arm zu halten?"

Ihr war dunkel bewusst, dass sie früher einmal anders gedacht hatte. Da war ein Mann gewesen ... Pieter ... groß, kräftig, und sie hatte es gemocht, sich an seiner Stärke festzuhalten und auszutoben. Aber irgendwie erschien es ihr seltsam, dass sie so gedacht hatte ... eins von den vielen Dingen in ihrem Kopf, die nur noch als Schemen erschienen und keine Bedeutung mehr hatten.

Tabbi war eine zärtliche, anspruchslose Liebhaberin, die alles mitmachte, von sich aus aber nichts als körperliche Nähe, Streicheln und Küssen suchte. Einen einzigen Versuch unternahm Leonie, ihr das Fäusteln schmackhaft zu machen, das sie von Gabriell und Ricarda gelernt hatte. Es blieb bei dem einen Versuch ... nachdem sie beide kichernd feststellten, dass sie zwar gerne die Hand der Freundin empfingen, sich die aktive Rolle aber zu komisch anfühlte.

Am vierten Tag schafften sie es, gemeinsam den Fluss zu erreichen. Am Tag zuvor hatten sie es schon einmal versucht, doch waren nur etwa bis zur Hälfte der Strecke gekommen. Dann hatte Leonie plötzlich den dringenden Wunsch verspürt, Tabbi in ihre Arme zu ziehen ... und mitten auf der offenen Steppe zu vernaschen, laut stöhnend und ohne jede Furcht, ertappt zu werden. Es dämmerte bereits, als sie miteinander fertig waren, und so beschlossen sie, lieber am nächsten Morgen einen neuen Versuch zu starten. Dann Leonie stand zum ersten Mal am Ufer des Flusses. Mehrere Kilometer breit war er gewiss ... eine beeindruckende Wassermasse, die ruhig und majestätisch an ihnen vorbeiströmte.

Zweimal liebten sie sich auf der Uferböschung unter den riesigen Bäumen, aus deren Laub der leichte Wind ein zischendes Flüstern ertönen ließ. Danach untersuchten sie die Boote, von denen Tabbi berichtet hatte ... drei große Ruderboote, sichtlich zu schwer, um von einer Frau allein ins Wasser gezogen zu werden ... und kehrten Hand in Hand zur Hazienda zurück. Irgendwann würden sie abfahren mit einem der Boote, davon waren sie überzeugt ... aber sicher nicht gleich am nächsten oder übernächsten Tag.
Ausschnitt aus "Puppenland" - E-Book ab 17. Dezember 2015 bei giadas.de und auf allen größeren Online-Bestellplattformen.

Leonie ist eine ganz normale, junge Frau in einer Welt, in der nichts normal ist. Obwohl alles ganz normal erscheint – vorausgesetzt, man denkt nicht viel darüber nach. Es gibt auch weit Besseres zu tun als Nachdenken: hemmungsloser Sex und Spaß mit den zahllosen anderen Frauen in dieser Welt. Ob mehr dahinter steckt? Eins ist schon mal sicher: Das Leben hier lässt sich am besten genießen, wenn man keine Fragen stellt.
© 2015 - 2024 NicolasScheerbarth
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